Bis vor ein paar Monaten lief alles noch prima am Arbeitsplatz. Dann kam das Unbehagen und wurde immer stärker. Gerüchte machen die Runde. Wird es Entlassungen geben? Neulich hat der Chef so komische Bemerkungen gemacht und Sie dabei angesehen. Oder er kritisiert Sie immer häufiger. Oder er ignoriert Sie. Der Ton am Arbeitsplatz wird frostiger. Genaues ist nicht auszumachen und es scheint auch besser zu sein, keine direkten Fragen zu stellen. Also erst mal Vogel-Strauß-Politik anwenden und alles ignorieren? Wenn Sie diesen Weg wählen und den Kopf in den Sand stecken, könnten Sie schnell den Kürzeren ziehen oder jedenfalls Chancen verpassen. Denn das Betriebsklima kann sich schnell weiterentwickeln bis hin zur Eiszeit oder zum Tanz auf dem Vulkan. Und dann sind viele Lösungswege vielleicht schon versperrt.
Zwei Punkte sind uns in unserer langjährigen Beschäftigung mit dem Arbeitsrecht besonders aufgefallen:
Erstens, dass Arbeitnehmer sich häufig gar nicht gegen ihre Kündigung wehren, auch wenn die Rechtslage ihnen gute Chancen verspricht.
Zweitens, dass Arbeitnehmer viele arbeitsrechtliche Bestimmungen gar nicht kennen oder falsch verstehen.
Das Arbeitsrecht ist ein sehr komplexes Rechtsgebiet. Es setzt sich aus ganz unterschiedlichen Teilen des Bürgerlichen Gesetzbuches und aus anderen Gesetzen und diesen untergeordneten Vorschriften zusammen und wird durch die aktuelle Rechtsprechung immer wieder neu ausgelegt und ergänzt. Das erklärt zumindest teilweise die vielen Falschmeldungen, Gerüchte und Informationslücken über arbeitsrechtliche Regelungen und Gesetze in der Bevölkerung. Und es macht deutlich, warum es Fachanwälte für Arbeitsrecht gibt – Rechtsanwälte, die sich besonders intensiv mit dem Arbeitsrecht beschäftigen. Immerhin hat der Gesetzgeber für das Arbeitsrecht auch einen spezialisierten Gerichtszweig geschaffen, die Arbeitsgerichtsbarkeit.